Du bist nicht alleine!
Gibt es nach der Trennung Deiner Eltern Streit darüber, wo Dein Zuhause ist? Wir beantworten Deine Fragen.
Deine Eltern haben sich getrennt oder lassen sich scheiden. Da ist es völlig in Ordnung traurig und durcheinander zu sein.
Ganz besondere Fragen beschäftigen Dich, wenn ihr als Familie in mehr als einem Land Zuhause seid.
Vielleicht möchten Deine Mutter oder Dein Vater nach der Trennung mit Dir ins Ausland ziehen? Vielleicht lebt einer der beiden bereits in einem anderen Land als Du?
Du fragst Dich, wie ihr trotzdem eine Familie bleiben könnt.
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Wenn Eltern in unterschiedlichen Ländern leben wollen
Oft ist mit der Trennung der Eltern ein Umzug verbunden: Entweder ein Elternteil zieht alleine aus oder Du ziehst mit Deinem Vater oder Deiner Mutter in eine neue Wohnung. Manchmal liegt das neue Zuhause ganz in der Nähe des alten, manchmal in einer anderen Stadt oder sogar in einem anderen Land.
Bist Du mit Deiner Mutter oder mit Deinem Vater in ein anderes Land gezogen, besuchst Du eine neue Schule oder einen neuen Kindergarten, vermisst vielleicht Deine alten Freunde und musst möglicherweise eine fremde Sprache lernen.
Das ist zwar anders, wenn ein Elternteil allein ins Ausland zieht. Du bleibst in Deiner gewohnten Umgebung. Doch eine Sorge haben beide Situationen gemeinsam: Durch die große Entfernung seht ihr Euch meist nicht so oft wie zuvor.
Oder hast Du aktuell sogar keinen Kontakt mehr zu einem Deiner Eltern? Deine Eltern streiten darüber, wie sie gewährleisten können, dass beide Teil Deines Alltags bleiben?
Sollte Dir das alles bekannt vorkommen, hoffen wir, dass unsere Antworten auf die folgenden Fragen Dich unterstützen und Dir Mut geben.
Tipps von Kindern für Kinder:
Sprich möglichst mit beiden Eltern über Deine Sorgen und Wünsche. Trau Dich, Fragen zu stellen.
Obwohl Deine Eltern getrennt leben, sind beide wie zuvor für Dich verantwortlich. Es ist in der Regel ihre gemeinsame Aufgabe, zu bestimmen, wo Du im Alltag leben wirst. Die Entscheidung liegt bei ihnen. Du brauchst nicht das Gefühl haben, Dich für oder gegen einen von beiden entscheiden zu müssen. Oft gibt es viele Gründe, die für die eine oder die andere Vereinbarung sprechen, und manche können nur Deine Eltern überblicken.
Es liegt ebenfalls in der Verantwortung Deiner Eltern zu vereinbaren, wann Du mit dem Elternteil Zeit verbringst, bei dem Du nicht lebst.
Die Trennung oder Scheidung beendet zwar die Paarbeziehung Deiner Eltern, aber nicht ihre Beziehung zu Dir. Es ist an ihnen, sicher zu stellen, dass Du weiterhin beide sehen kannst.
Deine Eltern sollten bei diesen Absprachen auf Deine Gefühle und Wünsche achten. Versuche, ihnen davon zu erzählen – auch wenn sie nicht immer genau das erfüllen können, was Du Dir wünscht.
Willst Du einen von ihnen gerne häufiger sehen, dann darfst Du das sagen. Du hast ein Recht auf den Kontakt.
Sollten sich Deine Eltern nicht einigen können, welcher Wohnort für Dich am besten ist, dann fühlt sich das für Dich bestimmt nicht gut an. Es ist schwer, damit umzugehen.
Jedoch können Deine Eltern in so einem Fall Hilfe bekommen, zum Beispiel im Jugendamt oder in Einrichtungen für Familienberatung. Sie können auch uns anrufen; wir ZAnK-Mitarbeitenden bieten telefonische Beratungen an.
Oft fällt es Eltern in Trennung aber trotz Beratung schwer, miteinander zu reden, ohne sofort zu streiten. Vielleicht sind sie auch zu traurig und wütend über die Situation, um zu sehen, wie sie sich jemals wieder über etwas einig werden sollen – vor allem, da es um etwas so Wichtiges wie Dich geht. Dann kann es hilfreich sein, wenn eine unbeteiligte Person das Gespräch anleitet und dabei unterstützt, die Gedanken zu sortieren. Einen Weg der Konfliktlösung mit Hilfe von außen nennt man Mediation. Hast Du das Wort schon einmal gehört? Erfahre mehr, indem Du weiter unten das Bild anklickst.
Ferner gibt es Gerichte, die in Familienkrisen eingeschaltet werden können, und eine Entscheidung übernehmen. Die zuständige Familienrichterin oder der -richter findet dazu heraus, was für Dein Wohl am besten ist, wie es Dir gut geht.
Wann ein Auslandsumzug erlaubt ist und wann nicht
Selbst wenn sich Deine Eltern darüber einig sind, bei wem Du hauptsächlich lebst oder ein Gericht dies entschieden hat, kann es Streit geben. Kennst Du das?
Uns wird zum Beispiel häufig von erneutem Streit berichtet, sobald ein Umzug ins Ausland geplant ist. Das liegt daran, dass dafür beide Elternteile das Okay des jeweils anderen benötigen – einfach umziehen ist nicht erlaubt. Sollte einer Deiner Eltern also mit Dir weiter weg, insbesondere in ein anderes Land, ziehen möchten, geht das nicht, ohne…
- dass beide Deine Eltern sich über diesen Schritt einig sind ODER
- dass dieses Elternteil die alleinige elterliche Sorge oder das Aufenthaltsbestimmungsrecht hat.
Elterliche Sorge oder Aufenthaltsbestimmungsrecht sind schwierige Wörter. Was sie genau bedeuten, erklären wir hier auf unserer Seite für Jugendliche.
Angenommen, Du besuchst einen Deiner Eltern an ihrem/seinen Wohnort im Ausland. Auch dann wäre es verboten, Dich ohne Einverständnis des anderen Elternteils auf Dauer dort zu behalten.
Kein Geheimnis, das Du für Dich behalten musst
Es kommt vor, dass Mütter oder Väter einen Umzug ins Ausland heimlich planen. Das tun sie vielleicht, weil sie wissen: der andere Elternteil ist dagegen, dass das gemeinsame Kind mitkommt. Ihren Kindern aber erzählen sie davon.
Trifft das auf Dich zu und Du weißt nicht, wie Du damit umgehen sollst, dass Du von den Umzugsplänen weißt? Kinder müssen ein solches Geheimnis nicht für sich behalten. Wende Dich ans andere Elternteil oder erzähle einer Person in Deiner Familie oder in Deinem Umfeld davon, der Du vertraust, beispielsweise Deine Oma oder eine Lehrkraft Deiner Schule. Erwachsene Personen, mit denen Du Dein Unbehagen geteilt hast, können das Jugendamt ansprechen, das für den Schutz von Kindern da ist. Das Jugendamt kann Deinen Eltern helfen, zu erkennen, wann ihr Verhalten nicht gut für Dich ist und Dir Angst macht
Du vermutest, eine Reise ins Ausland steht kurz bevor, die Deine Eltern nicht miteinander abgesprochen haben? Solltest Du Dich ganz plötzlich in dieser Situation wiederfinden, sprich notfalls die Polizei am Bahnhof oder Flughafen an.
Ich will verstehen, was gemeint ist!
Neue Wörter kurz erklärt
Unterstützung finden
Kinder haben Rechte. Das gilt auch, wenn sich ihre Eltern trennen. Viele deutsche Gesetzbücher enthalten wichtige Kinderrechte, darunter der Schutz vor Gewalt, das Recht sich beraten zu lassen oder das Recht beide Eltern zu sehen.
Seit 1992 gilt in Deutschland die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen mit dem Titel „Übereinkommen über die Rechte des Kindes“. Der internationale Vertrag sagt: Kinder und Jugendliche sind Trägerinnen und Träger eigenständiger Rechte. Insgesamt 193 Länder haben sich verpflichtet, die Position der Kinder weltweit zu stärken. Alles, was in der Kinderrechtskonvention steht, soll auch tatsächlich im eigenen Land eingehalten werden.
Im Internet gibt es einige Materialien, die Kinderrechte erklären
Bitte einen Erwachsenen, sich gemeinsam mit Dir mit Deinen Rechten zu beschäftigen. Schaut Euch die Links gemeinsam an:
Uns gefällt vor allem das logo! Kinderrechte-Buch in mehreren Sprachen und das dazugehörige Video.
Auch auf der Kinderseite des WDR gibt es einen lesenswerten Lexikoneintrag zu Kinderrechten. Hast Du Lust, dort das Kinderrechte-Quiz auszuprobieren?
Und kennst Du schon das Kinder-Ministerium?
Lehrkräfte können online Materialien für Schulklassen bestellen, zum Beispiel von Unicef.
Kindern, die unter der Trennung ihrer Eltern leiden, kann es helfen, in eine Gruppe zu gehen, in der andere Kinder sind, die Ähnliches erleben. Meist heißt das Trennungskindergruppe oder Gruppe für Kinder von getrennten Eltern.
Entsprechende Angebote finden Deine Eltern bei vielen sozialen Trägern. Die Gruppe wird geleitet von Erwachsenen, die ein offenes Ohr haben und sich aufgrund ihrer Erfahrung gut vorstellen können, wie es Kindern in dieser Zeit geht. Sie bieten Dir einen geschützten Raum. Dort wirst Du merken: Du bist nicht allein mit Deinen Gefühlen. In der Gruppe wird gespielt und geredet.
Häufige Themen sind:
- Wie ging es mir, als ich erfahren habe, dass meine Eltern sich trennen?
- Was hilft mir, besser mit der Situation zurechtzukommen?
- Was mache ich, wenn ich wütend bin? Wie gehen andere Kinder mit solchen Gefühlen um?
- Bin ich zufrieden damit, wie oft ich den Elternteil sehe, bei dem ich nicht lebe?
- Wie kann ich mit meinen Eltern über meine Wünsche sprechen?
Parallel führt die Gruppenleitung auch Gespräche mit den Eltern. Dabei versucht sie zu erklären, was für Euch Kinder schwierig ist und wo ihr mehr Unterstützung von den Eltern braucht. Aber keine Sorge: Zuvor würde die Gruppenleitung Deine Erlaubnis holen und Dich fragen, was sie erzählen darf von dem, was in der Gruppe besprochen wurde.
Kummer haben ist okay
Geht es Dir auch so, dass Du gar nicht wagst, von Deinem eigenen Kummer zu berichten?
Aus der Trennung der Eltern folgen stürmische Zeiten für alle Familienmitglieder. Gerade für Dich ist das sicher nicht einfach. So geht es ganz vielen Kindern, deren Eltern ihnen gesagt haben, dass sie nicht mehr zusammen sein wollen. Sie sind wütend, ängstlich und häufig ganz schön einsam.
Wenn Du umziehen musstest, fehlt Dir Dein bisheriges Umfeld. Vielleicht vermisst Du Deine alten Freunde. Eltern sind dabei manchmal sehr mit ihren eigenen Sorgen beschäftigt.
Unser Rat: Sprich dennoch darüber – mit Deinen Eltern oder mit jemand anderem, dem Du vertraust. Äußere Deine Wünsche. Stelle Fragen.
Tipps von Kindern für Kinder:
Oft hilft es, sich einem Tagebuch oder Menschen, die einem nahe sind, anzuvertrauen.
Vor dem Familiengericht
Scheint ihnen eine Einigung über Fragen, die Dich betreffen, unmöglich, können Deine Eltern einen Antrag bei einem Familiengericht stellen. Dort wird dann entschieden, wie es weitergeht. Die gerichtliche Entscheidung regelt zum Beispiel das Sorgerecht oder den Kontakt zwischen Dir und dem Elternteil, bei dem Du nicht wohnst. Ein Familiengericht kann auch eingeschaltet werden, falls Dein Vater oder Deine Mutter ohne Einverständnis des anderen mit Dir in ein anderes Land gezogen sind.
Im Mittelpunkt der Entscheidung eines Familiengerichts steht die Frage, was für Dich als Kind das Beste ist. Normalerweise ist ein Gericht in dem Land zuständig, in dem Du gewöhnlich lebst.
Ein Gerichtsverfahren ist oft belastend und kann Befürchtungen auslösen. Deine Eltern sprechen währenddessen vielleicht nicht gut miteinander. Außerdem sind Menschen beteiligt, die Du nicht kennst. Das bedeutet Stress und verunsichert.
In Situationen, in denen sonst nichts mehr funktioniert hat, ist ein Gerichtsverfahren jedoch oft auch eine Chance, weil Dinge geregelt werden. Das entlastet viele Familien.
Als Kind bist auch Du Teil des Verfahrens.
Vor dem eigentlichen Termin bei Gericht haben Mitarbeitende des Jugendamtes ausführlich mit Deinen Eltern und auch mit Dir gesprochen. Vielleicht haben sie Dich zu Hause besucht und wissen jetzt, wie ihr lebt. Darüber schreiben sie einen Bericht.
Während des Verfahrens macht sich die Richterin oder der Richter ein Bild darüber, was Du zu allem denkst. Dafür spricht sie/er in der Regel mit Dir. Wie alt Du sein musst, damit das so ist, wird vom Familiengericht entschieden. Manche Gerichte hören schon vierjährige Kinder direkt an. Andere führen erst mit Kindern und Jugendlichen ab 12 Jahren ein persönliches Gespräch.
Damit weder Du noch die Richterin oder der Richter durch Deine Eltern abgelenkt werden, findet dazu ein gesondertes Treffen statt. Du kannst Deine eigene Meinung sagen und Fragen stellen.
Ihr sprecht meist nicht im großen Gerichtssaal, sondern im Zimmer der Richterin oder des -richters. Du sollst Dich wohlfühlen können. Für kleinere Kinder gibt es ein Spielzimmer.
Deine Eltern haben wahrscheinlich jeweils eine Rechtsanwältin oder einen Rechtsanwalt, die ihre Interessen vertreten. Auch für Dich als Kind kann eine Person bestellt werden, die Dich und Deine Sicht auf die Dinge vertritt. Sie heißt Verfahrensbeistand / -beiständin. Ihr kannst Du mitteilen, wenn Du den Wunsch hast, direkt mit der Richterin oder dem Richter zu sprechen.
Unabhängig davon, ob der Gesprächswunsch von Dir oder dem Gericht ausgeht: der Verfahrensbeistand oder die Verfahrensbeiständin begleitet Dich zu Deinem Gespräch vor Gericht.
Du darfst vor Gericht und gegenüber Deinem Verfahrensbeistand in jedem Fall sagen, was Du dir wünschst. Dein Wille wird Deinem Alter entsprechend berücksichtigt. Grob gesagt: von älteren Kindern mehr, von jüngeren weniger. Außerdem kommt es immer auch darauf an, worum es im Familiengerichtsverfahren genau geht.
Geht es um die Frage, bei wem und in welchem Land Du leben wirst, schaut die Richterin oder der Richter insbesondere darauf, …
- wie sich möglichst wenig für Dich ändert,
- wer sich bisher am meisten um Dich gekümmert hat
- und zu wem Du die engere Beziehung hast.
Nicht immer entscheidet das Familiengericht genau so, wie Du es Dir gewünscht hättest. Für manche Kinder bedeutet eine Entscheidung erst einmal Frust oder auch Enttäuschung. Viele berichten aber auch, wie erleichtert sie sind, eine Entscheidung nicht selbst treffen zu müssen.
Tipps von Kindern für Kinder:
Es ist nicht Deine Aufgabe dafür zu sorgen, dass es Deinen Eltern (wieder) gut geht.
Ich will verstehen, was gemeint ist!
Neue Wörter kurz erklärt